Die kleinen alltäglichen Unterschiede

Die kleinen alltäglichen Unterschiede

Eigentlich wollten wir Euch als nächstes von der Bohrung unseres neuen Brunnen berichten. Es ging heut morgen auch gut los, schweres Gerät wurde aufgefahren, um bis zu 60m tief nach Wasser zu bohren. Jedoch war nach weniger als einer Stunde Schluss, denn der wohl nagelneue Kompressor verweigerte seine Dienste und bis zum Abend war keine Lösung gefunden, so dass es nun morgen weiter gehen soll. Mal schauen, ob mañana tatsächlich morgen ist oder irgendwann in unbestimmter Zeit.

Ankunft des Bohrers

Daher nun ein anderes Thema, und zwar, wie unterschiedlich die verschiedenen Dinge hier ablaufen. Viele von Euch haben leider dieses tolle Land noch nie bereist und kaum eine Vorstellung, wie es hier so ist oder was, im Vergleich zu Deutschland, anders ist. Wir hatten bisher auch nur einen kleinen Einblick, aber erleben täglich immer wieder Dinge, die wir von daheim so gar nicht oder ganz anders gewöhnt sind. Bei einigen Sachen pfeifen die Chilenen auf deutsche Korrektheit (wie beispielsweise Anschnallen im Auto oder Einhalten der vorgegebenen Sitzplätze, Öffnungszeiten oder Mülltrennung) und sehen alles total locker, in anderen Dingen sind sie wieder total umständlich.

Hier eine kleine Auswahl und ich bin sicher, die Liste wird sich im Laufe unserer Zeit hier noch unendlich fortführen lassen:

1. Das Einkaufen ist hier eine Sache für sich. In kleineren Geschäften erhält man gern eine handschriftlich ausgestellte Quittung über den gezahlten Betrag. In den großen Supermärkten, die hier sieben Tage die Woche von 8 bis 22 Uhr geöffnet haben, steht meist an den Kassen eine zweite Person, die beim Einpacken hilft. Ist der Kassenzettel gedruckt, wird dann von dem/der Kassierer/in noch einmal jeder einzelne Posten manuell abgehakt. Dann gibt es an der Tür Security, die wahlweise die Einkäufer herauszieht und nochmal den Kassenzettel überprüft. Jedoch sind alle sehr freundlich und jeder hilft, sei es beim Finden der Sachen in dem Markt, beim Heraustragen der Tüten zum Auto oder beim Wegbringen der Einkaufswägen.

2. Der Chilene an sich kauft gern alles auf Raten und die Ratenzahlung ist hier ein großes Geschäft. Selbst das Essen in Restaurants kann auf Raten bezahlt werden. Da für die meisten Chilenen das monatliche Einkommen ab Mitte des Monats aufgebraucht ist, wird danach kaum noch was auf einmal bezahlt sondern man zahlt nach und nach – und im Endeffekt viel mehr.

3. Barzahlung ist hier gern gesehen. Bestimmte Preisangebote gelten nur für Barzahlungen oder man erhält einen Preisnachlass, wenn man bar bezahlt. Trotzdem sind auch Karten jeglicher Art verbreitet.

4. Beim Tanken muss man nicht aussteigen. Man fährt einfach an die entsprechende Zapfsäule und sofort kommt ein Mitarbeiter und fragt nach den Wünschen. Man muss dann nicht selber tanken, sondern das erledigen die Tankwarts. Während das Benzin in den Tank läuft, werden die Scheiben geputzt und anschließend direkt beim Tankwart bezahlt – auf Raten oder der gesamte Betrag.

5. Hier gibt es Parkwächter für beinahe jeden Parkplatz in den Städten, auch beim Parken am Straßenrand. Er weist einen in den Parkplatz, man bekommt ein Zettelchen und vor dem Wegfahren kassiert er dann die Parkgebühr. Dafür gibts dann natürlich auch einen Beleg.

5. In den Servicebereichen, sei es in der Cafeteria, in der Apotheke und bei Behörden sowieso, müssen Nummern gezogen werden. Diese werden dann entweder elektronisch angezeigt oder aufgerufen – Vordrängeln ist hier nicht.

6. Hier gibt es spezielle Büros, wo man seine Rechnungen bezahlt. Banküberweisungen sind hier überhaupt nicht verbreitet. Man erhält seine Rechnung per Post oder Mail und dann geht man diese bezahlen. Man nimmt die Rechnung mit, seine RUT und kann dann am Schalter in diesem Büro mit Karte oder bar zahlen.

8. Stromkabel liegen, nicht wie bei uns, unter der Erde, sondern laufen außerhalb der Großstadt noch oberirdisch. Für unseren Kleinen was ganz neues und so war er als Zugfan voller Hoffnung, dass die Kabel Leitungen von Zügen sind und es ganz viele Züge zu sehen gibt. Leider mussten wir ihn enttäuschen, wenngleich das teils vorherrschende Wirrwarr auch ein wenig interessant zu sein scheint.

Stromkabel in Villarrica

9. Wo die Chilenen Vorreiter sind, ist die Kommunikation über soziale Netzwerke – ob das jetzt gut oder schlecht ist, bleibt offen. Fast überall gibt es WLAN, sowohl in Cafés und Restaurants als auch in Einkaufszentren. Kommuniziert wird fast ausschließlich über WhatsApp – darüber wird telefoniert und es werden Sprachnachrichten verschickt. Normale Anrufe oder Nachrichten senden ist eher selten. Über Facebook wird ebenfalls kommuniziert, es gibt fast zu jedem Thema eine Gruppe, die irgendwann mal gegründet wurde und in der man sich austauschen kann.

10. Begrüßungen erfolgen hier mit einem Kuss auf die Wange, egal ob man sich kennt, oder auch nicht. Wenn man jemanden trifft, dem wir eigentlich die Hand geben würden, bekommt man hier ein Bussi – etwas komisch bei fremden Personen, aber irgendwie auch nett, da es sich so anfühlt, als wäre man mit dem Gegenüber schon lange befreundet.

Wir sind dabei, uns an all diese Dinge zu gewöhnen – hier dauert eben vieles ein wenig länger, aber ist dadurch auch nicht schlechter. Ob das alles auch immer und überall in Chile so abläuft, sei dahingestellt, unsere Erfahrungen entsprechen dem auf jeden Fall! Und wir sind gespannt, was uns hier noch so im Alltag erwartet!

7 Gedanken zu „Die kleinen alltäglichen Unterschiede

    1. Schön, auch von Ihnen zu hören! Der Adventskalender kam übrigens super an und war jeden Tag ein neues kleines Highlight – vielen Dank nochmal dafür! Viele Grüße

  1. Zu erfahren, wie der Alltag woanders abläuft, ist sehr interessant und man staunt, dass einiges auch bei uns so war. Ich kenn auch noch, dass man nicht selbst tanken musste und auch die Stromkabel kenne ich noch so -tja lang ist es her ?

  2. Sehr interessanter Bericht, da wäre doch zu überlegen, ob Du, liebe Stefanie über all das ein Buch schreibst oder Kolumnen veröffentlichst. Da würden sich doch bestimmt Verlage dafür interessieren.

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