Unsere derzeitige Situation

Unsere derzeitige Situation

Nun sind drei Wochen vergangen, seitdem sich das Leben hier in Chile, wie auch in all den anderen Ländern der Erde, grundlegend verändert hat. Noch vor wenigen Wochen wäre all das, was jetzt passiert ist, nicht vorstellbar gewesen und so manchmal fragen wir uns besorgt, wo das Ganze hinführen soll und wie das Leben wohl nach Corona sein wird.

In Chile gibt es momentan, nach offiziellen Zahlen, etwa 5.000 Infizierte. In unserer Region sind es etwa 500 und in Villarrica 15 (Stand heute). Im Moment gibt es noch keine landesweite Regelungen was Schließungen von Läden, Hotels etc. betrifft und auch die Ausgangssperren von den einzelnen Regionen sind unterschiedlich. In einigen Orten, wie Temuco, wurde, aufgrund höherer Fallzahlen, die totale Quarantäne ausgerufen. Viele Orte, vor allem hier im Süden, haben eigenständig Straßensperren errichtet, weil sie keine Touristen mehr haben möchten. Das liegt vor allem daran, dass sie befürchten, dass sowohl die Versorgung mit Lebensmitteln als auch die medizinische Versorgung nicht ausreichen und gewährleistet sein könnte. Auch haben die Bürgermeister der Orte offiziell dazu aufgerufen, dass Fremde Reisen in die Region vermeiden. Alle die, die im Süden einen Zweitwohnsitz oder eine Ferienwohnung haben, mussten diese wieder verlassen und in die eigentliche Wohnung zurückkehren. Da nun Ostern bevorsteht, werden die Kontrollen verschärft und ab morgen dürfen nur noch Einheimische nach Villarrica reinfahren. Glücklicherweise zählen wir dazu und so können wir weiterhin unsere Besorgungen tätigen. So fährt der Mann einmal die Woche in die Stadt, um Einkäufe zu erledigen und Vorräte aufzustocken. In Villarrica haben die Supermärkte weiterhin geöffnet, es werden jedoch nur noch 5 Personen auf einmal hereingelassen, alle anderen müssen draußen warten. Bei anderen großen Läden, wie Baumärkte, werden Nummern vergeben und die Leute dürfen nur nach vorheriger Temperaturkontrolle und nacheinander hineingehen. Schulen und Kindergärten haben weiter geschlossen. Offiziell bis Ostern und danach werden die Winterferien, die eigentlich im Juli sind, bis 24.4. vorgezogen. Ein Schlag ins Gesicht für alle touristischen Unternehmen, da dann auch die Wintersaison, sofern es sie denn geben würde, und damit potentielle Einnahmequelle wegbricht. Homeschooling ist nun ein großes Thema, welches die Schulen von Beginn an sehr intensiv angegangen sind. Auch vom Kindergarten werden täglich Videos mit kleinen Aufgaben versendet, was eine kleine Abwechslung ist.

Hausaufgaben für den Kindergarten
Ansonsten haben wir, allen voran der Kleinste im Bunde, kaum Langeweile. Wir sind fleißig am basteln, werkeln, bauen, gärtnern, auf- und umräumen und haben Zeit füreinander und für schöne Dinge miteinander. Wir stellen jeden Tag dankbar fest, in welcher privilegierten Lage wir uns befinden. Jederzeit können wir nach draußen, was auch aufgrund eines herrlichen Spätsommers problemlos möglich ist, können spazieren gehen, in den Wald, an den Fluss oder an den Strand.
Aufgrund der schwierigen Lage für Touristen und der Einstellung des Reiseverkehrs hatten wir ja ursprünglich ein deutsches Ehepaar und die Mama mit Kind aufgenommen. Unsere „freiwillige Zwangsgemeinschaft“ (wie wir unsere Kommune liebevoll bezeichnet haben) hat sich dann nach fünf Tagen nochmal vergrößert, in dem ein Päarchen aus der Schweiz, das eigentlich acht Monate mit dem Wohnwagen durch Südamerika reisen wollte, bei uns gelandet ist. Somit hatten wir eine Weile volles Haus und wir haben uns super arrangiert. Jedoch stand immer die Frage im Raum, wie es nun weitergeht und wann man wieder nach Hause oder weiterreisen kann. Schließlich wurden von den Botschaften der einzelnen Länder Rückholaktionen der Touristen gestartet. Und so entschieden sich das deutsche Paar und die Schweizer Mama vor gut 10 Tagen, die Rückreise nach Europa anzutreten. Glücklicherweise hat alles gut geklappt und mittlerweile sind sie wieder gut daheim angekommen. Die anderen Schweizer möchten ihren Plan, Südamerikas zu bereisen, nicht so schnell aufgeben, zumal sie in der Schweiz momentan teilweise keinen festen Job und auch keine Wohnung haben. So bleiben sie erst mal auf unbestimmte Zeit bei uns und wir fünf haben uns mittlerweile super eingespielt. Die beiden sind unglaublich nett und unkompliziert, haben ein Händchen für unseren Sohnemann, spielen mit ihm, und helfen uns bei den alltäglichen Dingen und verschiedenen Projekten, die wir geplant haben.
Die Anfänge unseres Gewächshauses

Ein großes Projekt, was wir vor ein paar Tagen begonnen haben, ist der Bau eines Gewächshauses. Dabei wollen wir die Erdwärme nutzen, denn auch im Winter hat es hier kaum Bodenfrost. Und so haben wir eine Grube ausheben lassen, in die nun die Grundkonstrukion eingelassen wird. Viel Arbeit, die ein wenig an den Bau der Gästehäuser erinnert, denn wieder ist der Mann zusammen mit unserem Cuidador fleißig am Werkeln, wenn auch diesmal mit schweizer Unterstützung. Mit den anderen deutschen Mamas haben wir eine Tauschbörse gegründet, was Pflanzen und Sämereien anbelangt, und dann werden wir einfach mal probieren, was im Winter hier so wächst und gedeiht. Bis dahin heißt es abwarten. Bisher ist in Chile noch keine Rede von Lockerungen und einer Rückkehr zum normalen Leben, aber die Hoffnung ist groß, dass sich auch hier nach Ostern was tut.

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