Ein paar Neuigkeiten

Ein paar Neuigkeiten

Der Winter hatte uns hier in Chile in den letzten Wochen fest im Griff. Das bedeutete, viel viel Regen und Wind und es war, für hiesige Verhältnisse, richtig kalt. Mehrere Male war am Morgen die Wiese weiß und die Pfützen gefroren. Aber seit ein paar Tagen kommt doch vermehrt die Frühlingsstimmung auf, die ersten Bäume und Büsche blühen und es kommen die Narzissen, Schneeglöckcken und andere Frühblüher raus. Damit heißt es nun wieder, ab in den Gemüsegarten und diesen startklar für die neue Saison machen.

Pflanzzeit am neuen Kartoffelacker

Weil wir irgendwie immer mehr Platz brauchen, haben wir den Gemüsegarten nochmal vergrößert und haben jetzt über 250 Quadratmeter zum Anbauen von Gemüse und Beeren. Die ersten Sachen haben wir schon ausgesät und die nächsten Wochen werden vermehrt dem Garteln gewidmet. Mal schauen, ab wann wir dann Erntehelfer anstellen müssen. 😉

Was die allgemeine Situation anbelangt, so finden langsam erste Lockerungen statt, wenngleich es auch immer noch Regionen gibt, die sich noch in kompletter Quarantäne befinden. Aber es dürfen in fast allen Regionen des Landes wieder Restaurants und Freizeiteinrichtungen öffnen, wenn auch mit geringerer Kapazität. Die älteren Leute dürfen zu bestimmten Zeiten wieder ihre Häuser verlassen (ab 75 Jahren herrschte für viele Wochen komplettes Ausgehverbot aber nun darf man wieder 3x die Woche zu festgelegten Zeiten raus) und auch die Kinder dürfen in Santiago unter der Woche wieder auf die Straße – am Wochenende jedoch noch immer nicht.

Staudammprojekt der Kinder

Ein ums andere Mal sind wir unendlich froh, so weit auf dem Land zu wohnen und uns frei bewegen zu dürfen. Der kleine Mann des Hauses spielt seit Wochen jeden einzelnen Tag draußen und verabschiedet sich mit den Worten „…bis heute Abend dann!“ Was er genau den ganzen Tag treibt, wissen wir nur so ungefähr. Er spielt mit den Nachbarn auf den Wiesen und Feldern nebenan (wo die einzige Gefahr tiefe Hasenlöcher und mal eine Kuhherde darstellen) und genießt seine Freiheit, die wir ihm hier gottseidank gewähren können.

Dennoch beschwerte er sich vor einiger Zeit, dass es langsam langweilig ist. Die Nachbarskinder haben nun nur noch Online- Unterricht, so dass gemeinsames Lernen nicht mehr stattfand. Und klar, in Chile hatten die Kinder 3 Monate Sommerferien, dann 10 Tage Kindergarten bzw. Schule, und sind nun seit Mitte März zu Hause, fast wieder 6 Monate. Und wenn man ein dreiviertel Jahr frei hat, werden selbst die Ferien irgendwann langweilig. Also mussten wir uns was einfallen lassen und haben glücklicherweise was gefunden. Nun geht es einmal die Woche in eine englische Spielgruppe und zweimal die Woche kümmert sich eine Freundin bei sich daheim um insgesamt 7 Kinder. Sie macht ein bisschen Schule, ein paar Handarbeiten wie Stricken lernen, aber in erster Linie geht es darum, dass die Kinder wieder sozialen Kontakt in einer Gruppe haben. Und das tut den Kleinen so gut! Nachmittags gibt nun auch wieder Sportangebote, wo er mitmacht und mit zwei anderen deutschen Familien bieten wir im 2-Wochen-Takt abwechselnd für die Kinder Kreativ-Nachmittage an und gehen zum Töpfern. So ist nun wieder etwas Struktur im Wochenverlauf und wir haben den Eindruck, dass es ihm gut tut und er wieder mehr ausgelastet und ein bisschen gefordert ist. Und so kann er sich dann hoffentlich wieder richtig auf die Sommerferien freuen! Von der Schule selber gibt es nichts Neues, nach wie vor gehen wir davon aus, dass die Kinder dieses Schuljahr nicht mehr zurückgehen. Wie es dann ab März weitergeht, weiß bisher keiner.

So schön wie es hier im Süden des Landes auch ist, so abhängig sind wir auch von den Lieferungen und der Versorgung aus der Hauptstadtregion. Und da es hier in der letzten Zeit ein paar Angriffe auf Laster gab, haben diese nun zum Streik aufgerufen. Das heißt, die Versorgung im Süden des Landes steht momentan zum größten Teil still. Das bedeutet, dass die Supermärkte von Tag zu Tag leerer werden und es jetzt schon kein Benzin mehr gibt. Zum Glück haben wir vorgesorgt und uns mit allem eingedeckt (jetzt versteht ihr auch, warum unser Gemüsegarten immer weiter wächst), so dass wir gut aufgestellt sind. Auch haben wir Dieselreserven, so dass wir hier erst mal nicht festsitzen. Aber wir hoffen, dass sich da bald etwas tut, denn viele Leute sind einer weit weniger priveligierten Lage wie wir. Denn generell denkt der Chilene nicht an morgen. Wenn Geld da ist, wird dieses am Monatsanfang sofort ausgegeben, auch wenn man sich dann ab dem 20. nur noch von Mehlsuppe ernährt. Und so haben sich meisten nicht auf diese Situation eingestellt geschweige denn vorgesorgt, was natürlich dann sehr schnell richtig problematisch werden kann.

Und natürlich wirkt sich so ein Streik wieder auf alle Bereiche aus. Wie immer auch auf den Tourismus, der gerade so langsam wieder hochfährt. Viele sind verunsichert, ob sie überhaupt auf den Straßen durchkommen oder ob diese blockiert sind, und natürlich, ob sie dann wieder nach Hause kommen, wenn es kein Benzin mehr gibt. So müssen auch wir schauen, wie es in den nächsten Tagen mit bestehenden Reservierungen weitergeht. Glücklicherweise hatten wir auch im August immer wieder Gäste, so dass wir den Monat ähnlich viele Gäste zählen konnten wie letztes Jahr. Und die Leute sind froh, dass sie wenigstens mal ein paar Tage rauskönnen.

Endlich in den Schnee!

Da wir selber ja nicht viel verreisen können, momentan hat noch nicht viel wieder offen, machen wir immer wieder mal Ausflüge. So waren wir endlich ein paar Mal im Schnee und haben die sonnigen Wintertage perfekt ausgenutzt. Sehr zur Freude des Kleinen, der endlich Iglus und Schneemänner bauen und Schlitten fahren konnte.

Neue Beleuchtung im Wohnzimmer

Ansonsten nutzen wir die Zeit, um viele soziale Kontakte zu pflegen und hier auf dem Grundstück und an den Häusern das ein oder andere zu verschönern und zu verbessern. Unsere Nachbarn haben sich auf das Lampenbauen spezialisiert und von ihnen haben wir uns sowohl fürs Haupthaus als auch für die Gästehäuser neue Lampen anfertigen lassen. Jetzt wirkt es alles gleich nochmal gemütlicher. Und da man jetzt mehr Zeit für neue Ideen hat, sind wir auf die Idee gekommen, auch ein paar Dekosachen zu verkaufen, die wir hier bei uns in den Häusern haben. Schließlich haben wir fast alles selber gemacht und oft Anfragen von Gästen, wo wir denn die einzelnen Stücke her haben. So bin ich auch an den Abenden wieder voll beschäftigt und am knoten, häkeln und basteln. Dann stehen einige Ausbesserungsarbeiten bei den Häusern an,  wir haben die Gasleitungen neu gelegt, unseren Kastanienwald ordentlich verschnitten und mein Mann wäre nicht mein Mann, wenn er nicht schon wieder neue Projekte und Ideen im Kopf hätte. Somit sind wir weiterhin voll beschäftigt und schauen gespannt, wie es hier im Land in den nächsten Wochen weitergeht. Wir sind optimistisch, denn in gut 2 Wochen ist die Semana Patria mit dem chilenischen Nationalfeiertag, und die geht den Chilenen normalerweise über alles!

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