Zwangspause

Zwangspause

Mit einiger Verzögerung hat nun das im Moment die ganze Welt beherrschende Thema auch in Chile Einzug gehalten. Vor 2 Wochen wurden hierzulande die ersten Fälle vom Corona-Virus bekannt und seit dem letzten Wochenende geht alles Schlag auf Schlag.

Nachdem am Samstag der erste Fall auch in Villarrica bekannt wurde, wurde umgehend reagiert und ab Montag sämtliche Schulen und Kindergärten geschlossen. Das bedeutet für uns, unverhoffte Ferien. Und so blöd es auch klingen mag, waren wir darüber sehr dankbar. Denn, wie letztens geschrieben, haben wir eine sehr anstrengende Saison mit wahnsinnig viel Arbeit hinter uns. Bis auf drei Tage Pause im Nationalpark Huilo Huilo sind wir Anfang März sofort mit dem Kindergarten gestartet, was mit einer kompletten Umstellung des Rhythmus und des Alltags einherging. Nebenher waren wir weiter gut gebucht und an den Wochenenden komplett ausgebucht. Als dann die Nachricht kam, dass der Kindergarten erstmal schließt, es war die Rede von 2-4 Wochen, kam uns das gar nicht so ungelegen, da wir dann einen Programmpunkt am Tag weniger hatten.
Der erste eigene Apfelsaft ist abgefüllt

Nun beschäftigte uns natürlich die Frage, wie wir mit den bestehenden Buchungen umgehen. Schließlich haben wir beschlossen, diese zu stornieren, was nach Rücksprache mit den Gästen auch problemlos möglich war. Weniger aus Angst vor einer Ansteckung als aus sozialer Verantwortung heraus. Und so ohne Kindergarten und ohne Gäste bleibt auf einmal Zeit für Dinge, die in den letzten Wochen liegen geblieben sind. Wie für ein paar neue Projekte und Umbauten, die wir angehen wollen, für die Verarbeitung des ganzen Obst und Gemüses, was nun erntebereit ist und natürlich für mehr Zeit für uns als Familie.

Bauprojekt der Männer
Anfänglich hofften wir noch, bis Ostern wieder aufmachen zu können, aber so wie die derzeitige Lage aussieht, wird das wohl unmöglich. Nachdem alle seit Montag aufgerufen sind, das Haus nur noch für die notwendigsten Dinge zu verlassen, hat der Präsident des Landes ab heute 0:00 Uhr den Katastrophenalarm für 90 Tage ausgerufen. Für uns nicht klar, wie es zu dieser langen Zeitspanne kommt und wie es dann weitergehen soll. Und mit jedem Tag geht natürlich die Sorge einher, wie wir denn dann in den nächsten Wochen Geld verdienen, unseren Cuidador und die Schule bezahlen sollen. Katastrophenalarm bedeutet aber nicht nur für uns eine wahnsinnige Ungewissheit, wie es in den nächsten Tagen und Wochen weitergeht. Es bedeutet ebenso, dass alle Grenzen geschlossen und auch das Reisen innerhalb Chiles eingeschränkt ist. Und somit, dass wahnsinnig viele Touristen hier festsitzen und nicht wissen, wohin. Und da unsere Gästehäuser momentan leer stehen und wir Platz haben, haben wir uns überlegt, da unsere Hilfe anzubieten. Nun kommt heute ein deutsches Päarchen wieder zu uns, das bereits letztes Jahr da war und erneut vor 2 Wochen, und das nicht mehr aus Chile ausreisen konnte. Auch hat über Facebook eine alleinreisende Mama mit kleinem Sohn eine Bleibe gesucht, wo sie gegen einen Unkostenbeitrag und Hilfe in Haus und Garten bleiben kann. Ihr haben wir ebenso angeboten, zu uns zu kommen und sie hat dankend angenommen. Nun hoffen wir, zusammen das Beste aus der Situation machen zu können und gleichzeitig füreinander da zu sein. Natürlich bringt es auch den Vorteil, dass man in dieser langen Zeit nicht vereinsamt, sich mit anderen austauschen kann und wir Hilfe bei den Projekten bekommen. Und auch für den kleinen Mann des Hauses ist es schön, wenn hier noch ein anderes Kind ist und er nun nicht auf unbestimmte Zeit nur Erwachsene um sich hat.
Nun bleibt es abzuwarten, was weiter passiert und natürlich betrachten wir alles auch mit Sorge, wenngleich wir auch die Vorteile wie Zusammenhalt, Solidarität und eine Rückbesinnung auf das wirklich Wichtige, sehen. Wieder einmal sind wir dankbar und froh, dass wir auf dem Land wohnen, wo unser Kind jeden Tag raus in die Natur kann, und wo wir gelernt haben, uns mit Hilfe der Nachbarn, die Mehl, Milch und Fleisch haben, selber zu versorgen. Hoffen wir, dass diese weltweite Krise schnell vorübergeht und nicht zu vielen Menschen Schaden, sowohl gesundheitlich als auch existenziell, zufügt.

2 Gedanken zu „Zwangspause

  1. Ihr Lieben,
    ihr werdet es sicher schaffen,ihr habt schon andere Probleme gelöst.
    Wir alle lassen uns von Corona nicht unter kriegen.
    Bleibt gesund, denke oft an euch ?

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