Wie die Zeit vergeht

Wie die Zeit vergeht

Schon wieder sind zwei Wochen seit dem letzten Beitrag vergangen. Dabei hatte ich das Gefühl, erst vor ein paar Tagen den letzten verfasst zu haben.

Vielleicht liegt es an der Südhalbkugel oder daran, dass unsere Tage noch vollgepackter sind, als sie es in Deutschland waren. Aber hier kommt es uns vor, als wenn die Zeit noch schneller vergeht. Die Tage und Wochen sausen im Schnelldurchlauf an uns vorbei. Dabei nutzen wir die Tage schon voll aus, indem wir, auch an den Wochenenden, nie später als acht Uhr aufstehen und dann eigentlich direkt loslegen mit dem Arbeiten. Der Tag draußen ist zu Ende, wenn die Sonne untergeht und dann geht es drinnen weiter mit Bürokram oder Handarbeiten, bis wir bereits kurz nach 22 Uhr müde ins Bett fallen. Apropos Sonnenuntergang – am Wochenende haben wir bereits die Uhren wieder auf Sommerzeit umgestellt. Somit beträgt der Zeitunterschied zu Europa nur noch 5 Stunden. Wenn Ihr dann Ende Oktober auf Winterzeit umstellt, sind es nur noch 4 Stunden. Die Umstellung hat den Nachteil, dass es morgens auch um 8 Uhr noch dunkel ist, es aber abends schon wieder bis nach 19 Uhr hell ist.

Der Baum Aromo am Lago Villarrica

Aber nicht nur die Uhren stellen die Chilenen früher auf Sommerzeit als man es von Deutschland gewöhnt ist. Generell ist die Natur hier früher dran und so langsam erwachen die ersten Pflanzen aus dem Winterschlaf. Die Bäume haben die ersten Knospen, die Hortensien die ersten kleinen grünen Blätter und überall blühen die Aromos – immergrüne Bäume, die dicke, gelbe Blüten haben, die schon jetzt fleißig von den Insekten bestäubt werden. Auch beginnt man im September schon mit dem Pflanzen, da die Nächte, wo es Frost hat, dann vorbei sind. Höchste Zeit also, den Gemüsegarten vorzubereiten. Eigentlich eine Aufgabe für unseren Cuidador, jedoch wird dieser aktuell auf der Baustelle gebraucht, was natürlich Priorität hat. Also bin ich, mit Hilfe des Sohnemannes, weiter dabei, ein Stück Wiese irgendwie in einen schönen Garten zu verwandeln, wo wir dann unser eigenes Gemüse anbauen. Diesbezüglich sind die Chilenen, bzw. der chilenische Staat sehr eigen. Jede Gemüsepflanze, und jeder Samen, der hier verkauft wird, muss zertifiziert sein, dass es sich auch wirklich um reinen, chilenischen Samen handelt. Daher ist auch die Einfuhr von Pflanzen und Samen streng verboten. Das verrückte ist jedoch, dass eine Tüte mit diesen Samen umgerechnet etwa vier Euro kosten. Das ist wohl dann auch der Grund, warum den Chilenen diese Vorschrift relativ egal ist und sie ihr eigenes Ding machen bzw. einfach ihre eigene Sachen verkaufen. Auf den Straßen bieten die Mapuche ihre eigenen Pflanzen, Knollen und Samen an und verkaufen diese, unabhängig vom irgendeiner Zertifizierung, zu einem günstigeren Preis. Man muss halt wissen, wann sie wo in der Stadt zu finden sind und was sie dann für Sachen im Angebot haben. Einige Chilenen schauen sich auch einfach in der Natur um und bedienen sich dort, indem sie Pflanzen ausbuddeln oder sich Teile davon mitnehmen. Viele unserer Bekannte kaufen sich einmal eine Pflanze oder den Samen, ziehen sich die Ableger selber und dann wird untereinander getauscht. Auch wenn wir in diesem Jahr noch nichts zum Tauschen haben, haben wir doch schon einige Samen und Ableger von Freunden bekommen und in Aussicht und können so erst mal starten. Mal schauen, wie wir diese Pflanzen dann vermehrt bekommen und wie reichhaltig sie uns Früchte schenken.

Terasse am Gästehaus

Während ich also überwiegend mit dem Gemüsegarten beschäftigt bin, nutzen die Männer jede Gelegenheit und jede Minute, die es nun länger hell draußen ist, um bei den Gästehäusern voran zu kommen. Neben vielen „Kleinigkeiten“, wie das mühselige Streichen der Dächer mit Witterungsschutz, wurde nun begonnen, die Terassen bei den Gästehäusern anzulegen –  sehr zu unserer Freude sehen die Häuser immer mehr so aus, wie wir uns das vorstellen.  Auch konnte noch eine Fuhre mit knapp 200 Cantoneras abgeholt werden, so dass die Häuser weiter verkleidet werden können. Leider kommen die Arbeiter momentan nur noch die halbe Woche, da sie noch ein anderes Projekt haben, aber unser Nachbar hat uns ab morgen Unterstützung zugesagt. Zwischenzeitlich haben wir den gestrigen Regentag genutzt, um in dem Eingangsbereich vom Haupthaus endlich das furchtbare Grün loszuwerden und haben angefangen, dort zu streichen. Nach den Wänden sind die Fensterrahmen dran und dann ergeben hoffentlich bald die Gästehäuser und das Haupthaus ein einheitliches Bild.

Somit vergehen die Tage schnell und ich bin froh, ab und zu mal einen Beitrag zu schreiben, wo wir alles Revue passieren lassen können. Irgendwann können wir uns hoffentlich mal in Ruhe durchlesen, was wir alles so in unserem ersten Jahr hier gemacht haben und verstehen dann, wo die Zeit hin ist.

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