Wenn der Winter Einzug hält

Wenn der Winter Einzug hält

Nach einem tollen, goldenen Herbst mit vielen sonnigen Tagen, ist nun der Winter eingekehrt. Dieses Jahr ziehen wir diese Jahreszeit hier auch durch, nachdem wir ja letztes Jahr den hiesigen Winter für einige Wochen gegen den europäischen Sommer eingetauscht hatten. Die einzige kleine Winterpause verschaffen wir uns, indem wir für ein paar Tage in den Norden Chiles reisen, wo wärmere Temperaturen herrschen. Diese Pause ist gleichzeitig der erste richtige Urlaub seit langem, den wir auch dringend brauchen. Auch stehen die Winterferien vor der Tür, wo hoffentlich wieder einige Touristen zu uns finden. Denn der Vulkan Villarrica ist gleichzeitig Skigebiet und viele Chilenen machen im Juli und August hier Winterurlaub.

Skigebiet auf dem Vulkan

Der chilenische Winter unterscheidet sich in sofern von den deutschen Wintern, als dass es hier weniger kalt wird. Temperaturen bis höchstens um den Gefrierpunkt – viel kälter wird es hier nicht. Damit gibt es auch wenig Schnee, mit Ausnahme in den Bergen und natürlich auf dem Vulkan. Wobei wir Anfang der Woche im Schneeregen in den Kindergarten gefahren sind. Mit viel Glück, vor allem für die Kinder, bleibt der Schnee mal eine Weile liegen, letzten Winter hatten wir mal für 3 Stunden eine weiße Wiese! Aber im Normalfall regnet es hier, und das ausgiebig. Es entstehen Seen und Lagunen, die es nur in den Wintermonaten gibt, normale Straßen verwandeln sich in Wasserstraßen und ruhige Flüsse in reißende Ströme und der Strand vom See schrumpft täglich. Dazu kommt ein extrem starker Wind, der regelmäßig Bäume umhaut, Äste abbricht und dementsprechend für Stromausfälle sorgt. Eigentlich wundern wir uns schon immer, wenn es draußen stürmt und wir dennoch Strom haben. Zum Glück haben wir mittlerweile den Generator, so dass wir einen solchen als nicht mehr so schlimm empfinden.

Der Sturm und der Regen machen es aber draußen echt ungemütlich und wir sind froh, unser Haus mit unserer Heizung warmzubekommen. Aber es ist Wahnsinn, wieviel Holz man benötigt, um ein Haus aufzuwärmen. Das wird uns hier wieder bewusst, auch, wie selbstverständlich es in Deutschland war, einfach die Heizung aufzudrehen, auch in unbenutzten Räumen, ohne sich Gedanken zu machen, woher die Energie kommt und wieviel eigentlich notwendig ist. Daher waren wir es auch gewohnt, in teilweisen überhitzten Räumen zu leben. Die Chilenen hingegen haben ein ganz anderes Temperaturempfinden. Sie heizen ihre Häuser auf etwa 18-20 Grad hoch und das muss reichen. Dann wird eher ein Pullover mehr angezogen oder die Jacke angelassen. Klar, Holz zum Heizen kostet, und das Geld fehlt oft dafür. Lieber wird die Motorsäge hervorgeholt und die vom Sturm umgefallenen Äste oder Bäume entlang den Straßen zersägt und nach Hause transportiert. Dass das Holz dann nicht trocken ist, interessiert nicht, zumal auch das Holz, was man kaufen kann, nicht ausreichend getrocknet ist – wir hatten schon paar Mal davon berichtet. Aber so kommt es, dass im Winter die Städte, auch Villarrica, voller Smog sind. Sobald wir momentan in die Stadt reinfahren, schlägt uns ein beißender Geruch entgegen und wir müssen die Lüftung des Autos ausschalten. In größeren Städten ist daher das Heizen mit Holzöfen schon verboten, die Alternative sind Palettöfen, aber die wenigsten halten sich daran, weil sie sich ebendies auch nicht leisten können. In Santiago ist es besonders schlimm. Ein Gang durch die Stadt und danach sind Gesicht und Hände mit Staub bedeckt, so dass sich Wasser oder Tücher grau färben. Hier versucht die Regierung mit Fahrverboten die Umweltbelastung zu senken. So dürfen ältere Autos dann an bestimmten Tagen nicht in der Stadt fahren, die Menschen müssen Sammeltaxis nehmen oder auf öffentliche Verkehrsmitteln umsteigen.

Auch typisch für den Winter ist wieder die Erkältungszeit. Und hatte es zwischenzeitlich auch ziemlich erwischt. Mit dem Kindergarten bekommen wir natürlich auch mehr Viren nach Hause getragen und bei 24 Kindern hat immer einer irgendwas. Zum Glück hat unser Kleiner ein gutes Abwehrsystem und es ist bisher immer recht harmlos gewesen und wir haben aufgrund von Krankheit nur wenige Fehltage. Das bleibt hoffentlich so.

Weltraum – Geburtstag im Winter

Generell befinden wir uns somit in der gemütlichen und ruhigeren Jahreszeit. In Villarrica sind die Straßen leerer, viele Geschäfte, Restaurants und Einrichtungen sind geschlossen. Wir backen regelmäßig Kekse, spielen jede Menge Gesellschaftsspiele, ich lese ein Buch (nach einer halben Ewigkeit mal wieder) und sind kurz davor, Weihnachtslieder zu hören. Auch wenn schon mal eins mit erklang, da deutsche Winter- und Weihnachtslieder meist auf der selben CD sind. Freunde von uns feiern jedes Jahr am 24.6. Weihnachten – ohne Geschenke aber mit winterlichen Essen, selbstgemachten Keksen und Glühwein! Auch wir konnten nicht widerstehen und haben vor ein paar Tagen Gulasch mit Semmelknödel und Rotkohl gekocht. Ein typisches Essen im Winter und bei den Gästen, die da gerade da waren, kam es mächtig gut an! Statt Weihnachten feierten wir den 5. Geburtstag vom Sohnemann, sehr zu seinem Leidwesen im Winter, aber zum Glück kann man auch bei kälteren Temperatur den Weltraum besuchen, was das diesjährige Motto war.

So gemütlich der Winter auch sein kann, freuen wir uns nun schon wieder über ein paar Tage Sonne! Aber auch noch auf ein paar Tage im Schnee auf dem Vulkan – vielleicht lernt der kleine Mann ja im Juli noch das Skifahren!

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