Neues von der Baustelle

Neues von der Baustelle

Nach der Feiertagswoche im September hat Chile wieder zurück zur Normalität gefunden. Im Kindergarten gab es noch eine verspätete Feier, wo die Kleinen in tollen, typisch chilenischen Klamotten, verschiedene Tänze aufgeführt haben und nun ist wieder für ein Jahr das normale Leben eingekehrt.

Auf der Baustelle hingegen gibt es wahrscheinlich nur wenige normale Tage, denn selten gleicht ein Tag dem anderen. Nachdem die Arbeiten auch nach der Woche des Nationalfeiertags nur schleppend anliefen, war es mit unserer Geduld am Ende und es wurde den Arbeitern und Bauleitern deutlich gemacht, dass es so nicht weitergehen kann. Tatsächlich lief es daraufhin etwas besser, die Arbeiter kamen früh um 8 und arbeiteten fleißig bis abends. Dennoch machen sie nur genau das, was ihnen der Bauleiter aufträgt und keinen Arbeitsschritt mehr. Die chilenische Arbeitsmoral unterscheidet sich da enorm von der Deutschen. Hinzu kommt, dass man als Arbeitgeber in Chile so gut wie keine Rechte hat. Jemanden abmahnen oder gar kündigen ist nicht so ohne weiteres möglich, es wird dann eher so gedreht, dass die Arbeitgeber die Arbeitnehmer ausnutzen. So ist man beispielsweise als Chef auch dafür verantwortlich, dass die Arbeiter Sonnencreme bekommen oder Schutzkleidung tragen. Es reicht jedoch nicht, diesen die Dinge auszuhändigen, man muss auch dafür sorgen, dass diese genutzt bzw. getragen werden. Ein Freund, der viele Arbeiter bei der Ernte beschäftigt, hat uns da so einige Sachen erzählt. Wenn jemand die Arbeiter auf dem Feld kontrolliert, und sie haben die Sonnenhüte und -Brillen nicht auf, aber neben sich liegen, wird dennoch der Arbeitgeber zur Verantwortung gezogen, da er die Arbeitsschutzbestimmungen nicht einhält und nicht dafür sorgt, dass die Abrbeiter geschützt sind. Verrückte Arbeitswelt hier! Auch wenn wir uns erlauben, die Arbeiter auf ihre Unzuverlässigkeit oder Unpünktlichkeit hinzuweisen, hören wir oft „tranquilo!“ (immer mit der Ruhe) oder die Aussage, wir können uns ja auch jemand anderen suchen. Dabei tun sie so, als müssten wir ihnen für jeden Hammerschlag dankbar sein und vergessen, dass sie uns ja keinen Gefallen tun, sondern für ihre Arbeit bezahlt werden. Aber was sollen wir machen, es läuft hier nun mal so, wir schwanken immer noch zwischen Kopf schütteln und mittlerweile drüber lachen, und es ist ja ein Ende der Baustelle in Sicht.

Unser Holzzuber mit Vulkanblick

Denn es ging in den letzten Tagen auch voran! Die Arbeiter haben die Außenduschen gebaut und die Dächer final geschlossen (zum Glück haben wir vorher gemerkt, dass eine unserer Katzen im Dachboden war und konnten sie rechtzeitig befreien). Zusätzlich zu unserem Cuidador haben wir momentan Unterstützung von unserem Nachbarn, der gute und schnelle Arbeit leistet. So wurden die Saunen innen mit Holz verkleidet und der Nachbar hat begonnen, den Holzfußboden zu legen. Dann hat uns ein Freund unsere Badmöbel gebaut und eingebaut, so dass es alles gleich wieder ein Stück mehr nach einem richtigen Haus aussieht. Auch wurden die Wasserleitungen weiter angeschlossen, die Elektrokabel gelegt und die ersten Steckdosen und Lichtschalter angebracht. Auch im Außenbereich hat sich was getan, denn wir haben die Holzzuber für die Terrassen der Gästehäuser bekommen! Am Haupthaus wurden die Cantoneras und die Tür- und Fensterrahmen gestrichen und Fensterbretter angebracht. Und wir haben unser Büro eingerichtet, der bisherige Schreibtisch auf einem alten Weinfasss dient zukünftig als Infotresen und Getränkestation für die Gäste.

Letzte Fliesen vom Chef-Fliesenleger

Und, einen wichtigen Meilenstein gab es noch in den Bädern: nach sechs Wochen jeden Tag acht und mehr Stunden Fliesenlegen ist es geschafft: letzten Freitag wurde offiziell die letzte Fliese verlegt. Was für eine Schinderei war das in den letzten Wochen für meinen Mann! Auf den Knien, in engen Räumen, teilweise in über 2m Höhe, und dem Ausgleichen von Fehlern der Arbeiter. Teilweise waren in den Bädern, in einem Raum der kaum 2m Länge misst, ein Nivelunterschied beim Boden von bis zu 5cm. Wozu Wasserwaagen, wenn man die Augen hat – so hier die Denkweise. Auch mit einem 1,50m langen Holzstück, das mit in den Boden einzementiert wird, muss man rechnen, wenn man Fliesen legen will. Aber aller Hindernisse zum Trotz hat es mein Chef- Fliesenleger geschafft und alles ist verlegt und es sieht prima aus! Klar, jetzt muss noch verfugt werden und es fehlen noch die Scheuerleisten, aber das meiste ist geschafft!

Jetzt ist wieder Zeit für andere Sachen und davon gibt es noch eine Menge. Denn nachdem die essentiellen Sachen nun fast alle durch sind, geht es darum, alles mit den kleinen Dingen abzurunden. Wie zum Beispiel, die ganzen Leisten anzubringen, die Ecken zu versäubern, Fenster- und Türrahmen anzupassen, die Saunamöbel zu bauen und die Öfen zu installieren, Geländer für die Terassen zu bauen, den Garten herzurichten und und und. Wir geben weiter Gas, denn der Sommer rückt näher!

6 Gedanken zu „Neues von der Baustelle

  1. Da werden aber eure nerven ganz schön strapaziert, aber dank euren Eigenleistungen wird es toll. Man könnte glatt jetzt schon in den Zuber steigen …. so ein toller blick!
    Dann auf zum Endspurt-much du schaffst das -?

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