Auf den Hund gekommen

Auf den Hund gekommen

Wir haben Familienzuwachs bekommen! Etwas unfreiwillig und plötzlich, aber manchmal muss es wohl genau so sein.

Schon seitdem wir in Chile sind, steht die Frage im Raum, ob wir uns wohl einen Hund anschaffen. Denn klar, auf dem Land mit einem großen Grundstück, ist ein Hund in vielerlei Hinsicht von großem Vorteil. Da aber unser Cuidador zwei Hunde hat, war ein eigener Hund für uns nicht unbedingt notwendig. Zumal wir ja die zwei Katzen haben und ich eigentlich eher auch ein Katzenmensch bin, Hunde hatte ich noch nie. Und der Ehemann ist eigentlich gar nicht so für Haustiere, wenngleich er sich mittlerweile mit den Katzen angefreundet hat. Somit stand ein eigener Hund für uns eigentlich erst mal nicht zur Debatte. Auch als der Hund einer Freundin vor ein paar Wochen Nachwuchs bekam und wir die Möglichkeit hatten, einen Welpen zu nehmen, überlegten wir zwar wieder einmal kurz, entschieden uns aber dagegen.

Flaco – unser neues Familienmitglied

Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Letztes Wochenende träumte nämlich mein Mann davon, dass wir einen Hund haben und war dann am nächsten Morgen der Meinung, dass ein eigener Hund vielleicht doch nicht so schlecht ist, um auf Haus und Grundstück aufzupassen. Kurze Zeit später sahen wir einen Hund vor unserer Küchentür. Bei uns sind öfter fremde Hunde, von den Nachbarn, so dass ich raus bin und ihn verjagen wollte. Während alle anderen Hunde bisher immer sofort wegliefen, sobald man laut wurde, legte sich dieser Hund schwanzwedelnd auf den Boden und grinste mich an und lief nicht davon. Kurze Zeit später sah ich ihn vor der Terasse liegen – völlig ko. Also stellten wir ihm Wasser hin und gaben ihm ein Stück altes Brot. Damit war es wohl geschehen, der Hund nahm alles dankbar an, ließ sich streicheln und schlief dann eine Runde. Wir fragten dann unseren Cuidador, ob er den Hund kennt, aber das war nicht der Fall. Und auch in der Nachbarschaft, wo wir noch am gleichen Tag rumfragten, kannte keiner den Hund. Auch der Hund machte nicht den Eindruck, wieder weg oder zu irgend einem Zuhause zu wollen. Im Gegenteil. Er war dankbar für jede Aufmerksamkeit, aber zuckte auch bei jeder Handbewegung zusammen. Wir vermuten, dass er früher oft geschlagen und getreten wurde.

Das ist hier in Chile leider das Problem. Es gibt wahnsinnig viele Hunde, die auf der Straße leben. Sowohl auf dem Land, wo sie jedem Auto nachjagen und es anbellen, als auch in der Stadt ist alles voll mit herrenlosen Hunden, die auf den Gehwegen leben und schlafen. Für viele Chilenen sind Hunde Sachen, die getreten, geschlagen und misshandelt und überall verjagt werden. Auch fehlt Hundebesitzern oft das Geld für Futter oder Sterilisationen, so dass der Hundenachwuchs einfach ausgesetzt wird. Eine liebe Bekannte (die Physiotherapeutin, die sich um mein Rückenleiden und meine kaputte Hand  gekümmert hat) hat ihr Leben der aufopfernde Pflege von Hunden und Aufnahme von ausgesetzten Hunden verschrieben. Neben ihrer Arbeit in der Praxis kümmert sie sich rund um die Uhr im Rahmen eines Vereins um derzeit über 70 Hunde – allein mit ihrem Mann und ohne jegliche Fördelder oder Hilfe der Stadt.  Der Verein ist immer auf Unterstützung und Spenden angewiesen – wenn jemand von euch also helfen will, findet ihr auf der Seite tierfreunde-chile.de mehr Informationen.

Ein neuer Freund

Zurück zu unserem Hund – der wohl auch ausgesetzt und geschlagen wurde und seit Tagen nichts mehr zu essen bekommen hat. Am Abend legte er sich vor unsere Tür und da war er am nächsten Morgen immer noch. Also musste es wohl so sein. Der Hund hatte sich uns ausgesucht und aufgrund dessen, dass mein Mann davon auch geträumt hatte, war es wohl Schicksal und der Hund darf nun bei uns bleiben. Den Sohnemann freut es, denn da der Hund noch recht jung und verspielt ist (wir denken, er ist noch kein Jahr alt) hat er jemanden zum Toben und natürlich durfte er sich den Namen aussuchen. Von nun an heißt der Hund „Flaco“, was im spanischen „der Dünne“ bedeutet – passender könnte der Name wohl nicht sein. In Villarrica haben wir nun Halsband und Leine gekauft, Entwurmungstabletten verabreicht und dann müssen wir ihn noch impfen lassen. Mit den Hunden des Cuidadors versteht er sich gut, an der Beziehung zu unseren Katzen müssen wir noch arbeiten. Eine Katze lässt sich nicht einschüchtern, aber die andere ist nicht so begeistert und macht einen großen Bogen. Aber auf dem Land leben die Tiere nun mal zusammen und wir denken, dass sie sich aneinander gewöhnen werden. Nun hoffen wir, dass der Hund seine Angst, wieder geschlagen zu werden, bald ablegt und dann seiner Aufgabe, auf Haus und Garten aufzupassen, nachkommt.

Wenn uns einer vor einem Jahr gesagt hätte, dass wir bald Katzen-und Hundebesitzer sind, hätten wir wohl nur mit dem Kopf geschüttelt. Mittlerweile ist aber sogar der Mann des Hauses zum Katzenversteher und Hundeflüsterer geworden. Mal schauen, was als nächstes kommt. Irgendwann ist noch ein Hühnerstall geplant, um eigene frische Eier zu haben. Aber für den Moment passt es wunderbar, so wie es ist.

5 Gedanken zu „Auf den Hund gekommen

  1. Gratulation,
    hübscher Kerl der wird Euch sicher sehr viel Freude bereiten.
    Ein Hund zu haben ist etwas ganz tolles.
    Genießt die Zeit mit ihm und für den kleinen ist es auch von Vorteil, er lernt Verantwortung zu übernehmen.

    Liebe Grüße aus der Oberpfalz

    Uwe und Ilona Tiedeken

  2. Ein sehr hübscher Hun dEr wird bestimmt ein treues Familienmitglied , das ihr nicht mehr missen wollt . Ich spreche aus Erfahrung . !ganz liebe Grüße und alles Gute ! ? Ilse

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