Nachdem ich in meinem letzten Blogbeitrag so von der Vielfalt und Erschwinglichkeit von Obst und Gemüse geschwärmt habe, so haben wir festgestellt, dass die meisten anderen Lebensmittel in Chile relativ teuer sind. Wir bezahlen hier für unseren Wocheneinkauf im Moment etwa das Gleiche wie in München, was sich langfristig ändern muss. Die Lebensmittel sind damit für viele Chilenen eigentlich nicht erschwinglich, wenn man das durchschnittliche niedrige Lohnniveau bedenkt. Aus diesem Grund werden hier aus den einfachen Dingen leckere Sachen zubereitet, teilweise völliges Neuland für uns und wir haben noch längst nicht alles probiert. Aber mittlerweile wissen wir die Empanadas (gefüllte Teigtaschen mit Fleisch, Käse oder ähnlichem) und Sopapillas (ebenfalls eine Teigspezialität) zu schätzen und kaufen diese gerne vom Straßenhändler zum Mittag, wenn wir in der Stadt sind. Denn auch das Essen in Restaurants ist richtig teuer. Für Sandwiches bezahlt man dort gern 5 Euro aufwärts, für eine Kugel Eis mehr als 3 Euro.

Die Chilenen bauen daher auf dem Land viel selber an und bereiten ihr eigenes Brot, Käse, Säfte, Kuchen und Marmeladen. Da wir mit dem eigenen Anbau noch am Anfang sind, sind wir noch auf die teuren Supermärkte angewiesen und können bisher nur wenige Dinge selber machen. Bei den wenigen Dingen jedoch ist die hauseigene Herstellung teilweise noch eine Sache für sich. Neben dem Gasofen, mit dem ich beim Backen erst so langsam warm werde, gab es bereits beim Besorgen der Zutaten einige Herausforderungen. Die erste ergab sich beim Kauf von Mehl. Nein, nicht wie in Deutschland, wo man die Qual der Wahl zwischen Dinkel, Weizen, Vollkorn, Buchweizen etc hat, sondern in der Unterscheidung von Mehl mit Backpulver oder ohne. Eigentlich ganz praktisch, aber Backpulver gibt es dennoch separat zu kaufen. Für alle Backwaren, wo man auch Backpulver benötigt, erübrigt sich dies aber, was das Backen vereinfacht. Was man hingegen in der Backabteilung der Supermärkte in Villarrica vergeblich sucht, ist Vanillezucker oder Gelierzucker. Es gibt Vanilleextract und Marmelade wird hier mit ganz normalen Zucker zubereitet – auch eine neue Erfahrung für mich!

Ansonsten gibt es jegliche Arten von Süßungsmittel, jedoch sind viele Dinge, wie Säfte oder eben auch Marmeladen, für unseren Geschmack viel zu süß. Da auch hier das Problem der ungesunden Ernährung besteht, muss ein hoher Zucker- und Fettanteil deutlich sichtbar auf den Verpackungen angegeben werden. Der Blick in die Supermarktregale zeigt, dass es wenige Lebensmittel gibt, die keinen Warnhinweis bezüglich eines hohen Fett- oder Zuckeranteil besitzen. Dennoch bevorzugen viele Chilenen diese Dinge.

Es gibt unzählbar viele Kekssorten, gesüsste Erdbeer- oder Schokomilch, und jede Menge „Bebidas“ wie Fanta und Co in Farben, die allein schon aussagen, dass da nichts gesundes drin sein kann. Zusätzlich wimmelt es in den Supermärkten von Nestlé Produkten. Leider ist diese Firma hier sehr verbreitet und es gibt wenige Alternativen. Daher haben ein paar Leute, unter anderem auch Deutsche, das Defizit erkannt und Läden eröffnet, wo man auch gesunde Sachen kaufen kann. Ebenfalls gibt es glücklicherweise hier in Villarrica eine deutsche Bäckerei, denn das gute deutsche Brot ist sonst nirgends zu finden. Auch in Chile ist, wie in so vielen Ländern, das Weißbrot vorherrschend – was teilweise zwar wirklich lecker aber wenig nahrhaft und gesund ist. Unter Brot verstehen auch die wenigstens hier ein Brot als solches, sondern oftmals sind es große, helle Semmeln, die als Pan bezeichnet werden. Daher freuen wir uns, wenn wir bei dem deutschen Bäcker ein Bauernbrot finden, was auch nach dem Anschneiden noch sein ursprüngliches Volumen behält und nicht überwiegend aus Luft besteht. Und wir wissen bereits jetzt schon, auf was wir uns freuen, wenn wir auf Heimatbesuch sind!