Eine kleine Obst- und Gemüsekunde

Eine kleine Obst- und Gemüsekunde

Etwas, was die Chilenen um ein Vielfaches mehr haben, als die Deutschen, sind Früchte. Und nicht nur das, Chile ist sogar Marktführer im Export von Früchten auf der gesamten Südhalbkugel. Es gibt mehr als 294.000 Hektar Land, welches hier für den Anbau von Obst und Gemüse geeignet ist und etwa fünf Millionen Tonnen werden jährlich geerntet. Mehr als die Hälfte wird, unter anderem nach Deutschland, exportiert, aber glücklicherweise bleibt auch noch genügend in Chile selber.(http://www.condor.cl/wirtschaft/frucht-obst-export).

Vollbeladen aus der Fruteria

In Villarrica gibt es unzählig viele Obst- und Gemüseläden, die tonnenweise frisches Obst und Gemüse anbieten. Zusätzlich dazu findet man in den Straßen kleine Verkaufsstände der Mapuche Indianer, die ebenfalls ihre Ernte verkaufen. Dadurch, dass das Obst und Gemüse keine langen Wege hat und von nirgends importiert werden muss, ist es für jedermann günstig zu kaufen -zumindest aus unserer Sicht. So gibt es beispielsweise ein Kilo Himbeeren oder Blaubeeren für knapp 2 Euro. Für unseren ersten Einkauf in einer „Fruteria“ haben wir etwa 10 Euro für Kartoffeln, Möhren, Paprika, Gurken, Avocado, Blaubeeren, Himbeeren, Mango, Äpfel und 30 Eier bezahlt – bei unserem Gemüsestand in München haben wir für den gleichen Betrag ein paar Tomaten und eine Paprika bekommen. Ein Luxus, in dem wir hier da schwelgen.

Noch besser, als günstig einkaufen, ist natürlich selber anbauen! Zum Glück bietet unser Grundstück dafür genügend Platz! Leider ist es momentan die falsche Jahreszeit, um mit dem Anbau zu beginnen aber nächstes Frühjahr werden wir damit durchstarten. Unser Traum ist es, uns so gut wie möglich selber zu versorgen und frisch geerntetes Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten schmeckt einfach am besten! Daher planen wir ein paar Gemüsebeete und ein Gewächshaus. Ein wenig problematisch könnte es mit den vielen Hasen werden, die ihre Behausungen in unserem Garten haben, aber dafür finden wir dann hoffentlich eine Lösung!

Bis dahin haben wir mit ein paar Kräutern angefangen und meine Männer haben mir dafür eine Kräuterleiter gebaut, so dass diese nun schön geschützt am Haus stehen. Obst soll es dann natürlich auch geben – der Anfang ist gemacht, denn den ein oder anderen Obstbaum gibt es bereits auf dem Grundstück! So werden wir im Herbst Äpfel ernten können, da wir mehrere Apfelbäume haben.

Unser Maqui-Baum

Auch haben wir einen Pfirsichbaum und entlang des Zauns wachsen viele, viele wilde Brombeeren, die in wenigen Wochen reif sind. Bei dem Verschneiden der Brombeerbüsche haben wir einen Maqui-Baum entdeckt.  Das es sich dabei tatsächlich um essbares Obst handelt, und nicht um Vogelbeeren, haben wir uns vorsichtshalber nochmal von zwei Chilenen bestätigen lassen. Maqui ist ein Obst, was mit seinen kleinen, dunklen Beeren so ähnlich aussieht wie Holunder und hier im Süden Chiles ganz verbreitet ist. Die Beeren schmecken bittersüß und haben kleine Kerne im Inneren. Daraus wird überwiegend Saft und Marmelade hergestellt – probiert haben wir es noch nicht, aber die Chilenen sind allesamt begeistert und die Frucht zählt aufgrund der vielen Antioxidantien zu den super gesunden Früchten! Bei unserem Rundgang durch den Garten haben wir soeben festgestellt, dass unsere Maqui Beeren nun reif sind. Somit beginnt am Wochenende unsere erste Maqui Ernte mit anschließender Verarbeitung und Verkostung!

Dass wir noch einiges über die hier vorherrschenden Obst- und Gemüsesorten lernen können, zeigt die folgende kleine Geschichte: vor unserem Haus wächst ein riesiger Farn – zumindest dachten wir, dass es sich dabei um einen Farn mit riesigen Blättern handelt, wie wir ihn schon oft in Patagonien gesehen haben. Bis dann unser Cuidador die Stängel abbracht und gegessen hat. Er nannte uns auch den Begriff für die Pflanze – Nalka – und da sie genauso aussieht wie Rhabarber dachten wir völlig begeistert, dass es sich um selbigen handelt.

Chilenischer Nalka

Etwas verwundert waren wir, als uns der Cuidador erklärte, dass man die Stängel roh und mit Salz isst – aber wer weiß, dachten wir, andere Länder, andere Sitten. Ein erster Versuch, die Nalka zu kochen und zu Marmelade zu verarbeiten, scheiterte. Sie wurde nicht richtig weich und blieb sehr fasrig. Und auch der Saft, den ich daraus machte, schmeckte zwar lecker, aber nicht nach Rhabarber. Der Besuch bei einer deutschen Bekannten brachte dann die Aufklärung: es ist doch ein Farn, kein Rhabarber! Es sieht nur so ähnlich aus, ist aber glücklicherweise auch essbar, nur eben eher roh und salzig! So haben wir noch eine Frucht bzw ein Gemüse mehr, denn den normalen Rhabarber, wie wir ihn kennen, gibt es hier natürlich auch, wenn auch noch nicht in unserem Garten! Aber das kann sich ja dann im nächsten Frühjahr ändern….

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