Feste feiern

Feste feiern

Nach all dem Arbeitspensum und wahrlich wenig Freizeit haben wir es letzte Woche etwas ruhiger angehen lassen. Das lag nicht zuletzt an unserem Besuch, von demjenigen, der uns vor über zehn Jahren überhaupt nach Südamerika gebracht hat, und der gute fünf Tage für ein wenig Entschleunigung gesorgt hat. Verlockender, als jeden Tag von Früh bis Spät auf der Baustelle zu schuften, ist so ein Bierchen und eine gemütliche Runde zum Quatschen allemal. Und das haben wir, und vor allem die Männer, sich auch verdient. Tatsächlich hatten wir, seitdem wir aus unserem Urlaub zurück sind, nur zwei komplett freie Tage.

Anbaden im November

So nutzen wir die Zeit mit unserem Besuch beispielsweise für einen gemeinsamen Strandausflug. Das Wetter meinte es gut und wir konnten die Sonne genießen. Sohnemann wäre wohl nicht Sohnemann, wenn er die Gelegenheit nicht für ein erstes Anbadem genutzt hätte. Lufttemperatur 26 Grad, Wassertemperatur hingegen wohl nur so 14 Grad – saukalt, aber eine kurze Erfrischung. Auch waren wir zu einem 60. Geburtstag einer Bekannten eingeladen, zu der wir alle gemeinsam fuhren. Trotzdem wir nun schon auf einigen Feiern waren, ist es für uns immer noch ein verrücktes Gefühl, hier in Chile auf vielen Festen dann nur deutsch zu sprechen. So waren auch an diesem Tag fast ausschließlich Deutsche, oder Deutschsprachige, da und man hörte die verschiedenen Dialekte, von tiefstem Berlinerisch bis hin zu Schweizerdeutsch. Am spannendsten sind natürlich die Geschichten, was die Leute nach Chile verschlagen hat, wie sie hier so leben und was sie für Erfahrungen gemacht haben. Glücklicherweise decken sich gerade beim Bau von Häusern und Behördengängen deren Erlebnisse mit unseren Eindrücken – es liegt also nicht an uns! Viele von ihnen leben schon viele Jahrzehnte hier, sind ausgewandert oder stammen aus deutschen Familien, deren Großeltern damals aus verschiedenen Gründen hierher gekommen sind. Man kennt sich untereinander, tauscht sich aus, hilft sich und versteht den Unmut der anderen über gewisse Dinge, die so typisch chilenisch sind. Dennoch machen alle einen zufriedenen Eindruck und sind froh, hier zu sein. Und so sitzt man zusammen, bei Kartoffelsalat und Würstchen, deutscher Musik und muss sich immer wieder bewusst machen, dass man eigentlich viele tausende Kilometer von Deutschland weg ist.

Von außen und von innen sehr süß.

Neben den Feiern für Erwachsene, wo Kinder aber immer mit eingeladen sind, waren wir mittlerweile auch schon auf einigen chilenischen Kindergeburtstagsfeiern. Diese unterscheiden sich doch sehr von dem, was wir von daheim kennen. Entgegen der Geburtstage, wie wir sie kennen, geht es nicht mit Kuchenessen los, sondern auf den Tischen sind jede Menge Süßigkeiten und Knabbereien in den unterschiedlichsten Farben verteilt, mit denen sich die Kinder die Bäuche vollschlagen. Dazu gibt es Getränke wie Fanta, Sprite und Cola, wobei letzteres auch die 2-jährigem schon trinken. Besonders beliebt sind hier Hüpfburgen, die man sich für den Tag leihen kann und die dann im Garten aufgebaut werden, so dass sich die Kinder da austoben können. Zwischendrin gibt es dann Sandwiches, Burger oder Pizza. Und dann, schon eher gegen späten Nachmittag, kommt dann der Geburtstagskuchen. Da sind die Chilenen super kreativ. Je nach Motto, Kind und Alter werden die schönsten Torten angefertigt bzw. in Auftrag zum Anfertigen gegeben. Dann wird „Cumpleaños Feliz“ gesungen und die Torte verteilt. So lecker sie auch immer aussieht, essen können wir sie nicht, weil sie unendlich süß ist. Der Guss ist auch reinstem Zucker und auch innen drin sind Karamel und Sirupschichten, so dass wir sie bisher kaum runterbekommen haben. Wenn man die Chilenen jedoch fragt, wie die Torte ist, so finden sie diese jedesmal super lecker und verputzen ein Stück nach dem Anderen. Schon witzig, wie verschieden die Geschmacksnerven sind. Nachbarskinder essen hingegen beispielsweise meinen Kuchen nicht und verschmähen meinen Saft, weil er ihnen nicht süß genug ist. Zum Abschluss eines Kindergeburtstags gibt es meist eine „Piñata“, ein mit Süßigkeiten gefüllter Ballon oder eine Pappfigur, die das Geburtstagskind aufschlagen oder mit einer Schnur aufreißen kann. Dann kommen Hunderte von Bonbons, Schokolade und anderer Sachen rausgeflogen, die alle Kinder so schnell, und so viel, wie möglich in ihre Tüten einsammeln, die vorher verteilt wurden. Damit wirklich alle genug bekommen, werden dann noch extra Bonbontüten über den Köpfen der Kinder ausgeschüttet. Wir haben mittlerweile ein ganzes großes Einwegglas voll mit diesen Süßigkeiten daheim, weil unser Sohnemann die nicht, oder nur sehr sporadisch, isst, da sie ihm zu hart oder zu süß sind. Trotz all der Unterschiede zu einem Kindergeburtstag, wie wir ihn kennen, sind es jedes Mal schöne Nachmittage und die Kinder haben Spaß. Und klar, einen Tag nur ungesunde Sachen essen und trinken und Hüpfburgspringen, ist auch für unser Kind immer wieder ein Highlight.

Die Wand zur Küche muss weg

Nachdem nun unser Besuch (leider) wieder abgereist ist, sehr zum Leidwesen aller Familienmitglieder, müssen wir wieder Gas geben. Jedoch fällt es gerade nach so einer Pause wieder schwer, in die Gänge zu kommen und sich zu motivieren. Aber es nützt nichts, es ist Endspurt angesagt. Wir haben nochmal eine Lieferung mit Cantoneras bekommen, um die fehlenden Seiten der Gästehäuser und des Haupthauses zu verkleiden, der Garten und der Pool (-bereich) müssen noch schön gemacht werden, bei den Häusern fehlen immer noch viele Kleinigkeiten und und und. Zusätzlich wir haben angefangen, unsere Küche rauszureißen, um sie zu vergrößern und damit mehr Platz zum Kochen zu haben. Glücklicherweise haben wir aber schon Einladungen zu den nächsten (Geburtstags-) Feiern, so dass auch etwas Abwechslung und Abschalten auf dem Programm stehen.

 

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