Die nördliche und südliche Hemisphäre

Die nördliche und südliche Hemisphäre

Nach den gut zwei Monaten, die wir nun mittlerweile hier sind, werden wir häufig gefragt, ob wir uns nun schon eingelebt haben. Wir denken, wir können diese Frage mit „ja“ beantworten, denn wir fühlen uns hier von Anfang an sehr wohl. Dadurch, dass wir jeden Tag viel zu tun und unsere Aufgaben und Projekte haben, schon viele Kontakte knüpfen und Leute kennenlernen durften, bei dem ein oder anderen Asado (eine chilenische Grillage) dabei waren, sich der Sommer von seiner schönsten Seite zeigt und wir uns hier mittlerweile recht gut auskennen und wissen, wo was zu finden ist, fühlen wir uns schon recht heimisch.

Asado in Chile

Dennoch verzweifeln wir, insbesondere mein Ehegatte, des Öfteren an der Umständlichkeit der Behörden und verschiedenen Einrichtungen hier. So war er mittlerweile sicherlich 15 Mal auf der Bank, um den Zugang zu unserem Firmenkonto zu erhalten. Am Anfang gab es Probleme, da wir erst mal belegen mussten, dass es unsere Firma ist, dann mussten alle Sachen von Santiago hierher geschickt werden. Eigentlich hätte dann alles funktionieren müssen, aber das tat es nicht, denn dann war der Name wieder falsch geschrieben und so weiter. Irgendwas fehlt noch immer, aber irgendwann werden wir hoffentlich alles haben!

Ähnlich umständlich läuft es mit meinem Ausländerausweis, wo nach 4 Wochen bemerkt wurde, dass das Datum bei meinem Einreisestempel im Pass nicht eindeutig lesbar war und der Antrag deswegen nicht bearbeitet werden konnte. Wir mussten also erneut nach Villarrica zum Amt und dort nochmal zwei Stunden warten, um überhaupt zu erfahren, was das Problem ist. Von da wurden wir zur Polizei geschickt, die die Einreise bestätigte, indem sie einfach ein neues Einreiseformular mit dem damaligen Datum aushändigte. Genau genommen, bin ich nun mehrfach am gleichen Tag an verschiedenen Stellen eingereist. Da es aber nur um die Bürokratie ging, interessiert es im Endeffekt aber hoffentlich keinen. Anschließend musste der gesamte Antrag noch einmal neu aufgenommen werden – inklusive aller Fingerabdrücke und in einem ähnlichen Tempo wie beim ersten Mal. Da kann man sich nun drüber aufregen, dass man wertvolle Zeit vergeudet hat, oder der Mitarbeiter beim ersten Antrag nicht genau gearbeitet hat und so weiter, aber es interessiert keinen und weiter bringt es einen auch nicht. Als wir nun letzte Woche meinen Ausweis abholen wollten, erhielt ich erneut eine Mail, dass es wieder ein Problem gibt und ich nochmal aufs Amt muss. Diesmal fehlt auf einmal eine andere Bescheinigung der Polizei. Warum das erst jetzt auffällt, konnte mir keiner erklären, aufregen zwecklos und ärgern ebenfalls. Und so muss ich nun nochmal zur Polizei und dann wahrscheinlich den Antrag ein drittes Mal ausfüllen. Mal schauen, wann ich nun auch endlich meine „Cedular de Identität“ bekomme, meine Männer haben ihre längst!

Wir haben nun aber von einer anderen deutschen Auswanderin eine mögliche Erklärung für diese Geschichten bekommen. Denn natürlich sind wir nicht die einzigen, zum Glück, die diese Dinge erleben. Laut ihr gibt es einen grundsätzlichen Unterschied bei den Menschen und deren Lebenseinstellung zwischen der nördlichen und südlichen Hemisphäre und, unserer Meinung nach trifft es das ganz gut! Die Menschen in der nördlichen Hemisphäre richten ihr ganzen Leben auf die Zukunft aus, planen voraus, sparen für die Rente, denken langfristig, arbeiten möglichst effektiv usw. In der südlichen Hemisphäre hingegen leben die Menschen im Hier und Jetzt. Die Zukunft interessiert nicht, denn wer weiß, ob man diese überhaupt erlebt und was bis dahin alles passiert – und, man kann sie eh nicht beeinflussen, was passieren soll, passiert. Deswegen zucken sie auch nur mit den Schultern, wenn wir uns aufregen, denn für sie ist es eben so und dann macht man es eben morgen oder übermorgen oder gar nicht, weil es sich von selber erledigt. Zeit spielt kaum keine Rolle, von Stress und Hektik wollen sie nichts wissen und lassen sich davon auch null beeindrucken. Im Prinzip, kein schlechter Ansatz, den Moment genießen und entschleunigen und sich nicht unnötig zu ärgern über Dinge, die man nicht ändern kann. Da wir aber nun mal auf der nördlichen Hemisphäre geboren sind und da lange gelebt haben, ist es für uns noch nicht so einfach, den Schalter umzulegen und uns der hiesigen Mentalität anzupassen. Aber wir versuchen täglich, die Dinge so nehmen wie sie sind und es denen Menschen hier nachzumachen: den Moment und das Leben zu genießen!

2 Gedanken zu „Die nördliche und südliche Hemisphäre

  1. ? da könnte man(besonders ich ?) schon ganz schön verzweifeln-aber ich glaube, die auf der südlichen Hemisphäre sind da besser dran-sie machen es richtig-leben und genießen
    -und das wünsch ich euch von ganzen Herzen

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