Autokauf auf chilenisch

Autokauf auf chilenisch

Es ist vollbracht: seit heute dürfen wir uns endlich zu den chilenischen Autobesitzern zählen! Die gesamte Woche, die wir jetzt hier in Santiago waren, haben wir uns überwiegend per Taxi fortbewegt, was ganz schön ins Geld geht und doch recht unflexibel ist, unter anderem auch, weil man aus Sicherheitsgründen nicht einfach jedes beliebige Taxi nehmem sollte. U-Bahnen fahren hier natürlich auch, jedoch sollte man die nur zwischen 10 und 15 Uhr benutzen, da diese sonst so voll sind, dass man gut und gerne 10 Bahnen an sich vorbeifahren lassen muss, weil niemand mehr hinein passt.

Umso mehr freuen wir uns, dass wir nun mit eigenem Auto wieder unser eigener Herr bezüglich der Fortbewegung sind! Doch der Weg bis hierhin war eine Erfahrung für sich, denn der Autokauf läuft hier in Chile doch etwas anders ab, als man es von daheim gewohnt ist.

Angebote zum Autokauf gibt es jede Menge – sowohl von Händlern als auch privat. Für uns war ziemlich schnell klar, dass es auf jeden Fall ein Pickup sein sollte, da wir zukünftig jede Menge zu Transportieren haben. Die erste Herausforderung war die, dass man in Chile für den Kauf eines Autos eine RUT (eine Steueridentifikationsnummer, ohne die in Chile geschäftlich gar nichts läuft) braucht. Über diese verfügen wir aber noch nicht, da wir die dann erst in Temuco, der Provinzhauptstadt der Region von Villarrica, beantragen werden. Somit wollten wir das Auto über unsere Firma, die wir mit Hilfe unseres Anwalts in den letzten Monaten schon gegründet hatten, kaufen, denn die hat eine RUT. Hier gibt es jedoch die Vorschrift, dass es ein Pickup und ein Diesel sein muss, wenn man Autos für eine Firma kauft. Das schränkte zwar die Suche ein wenig ein, war aber nicht dramatisch, nur etwas verwunderlich. Wir versuchten es dann über privat und glücklicherweise kamen die potentiellen Verkäufer alle zu uns zum Hotel, um ihr Auto vorzuführen und relativ schnell hatten wir zwei Pickups von Nissan in der engeren Auswahl.

Pickup Nissan
Unser Pickup

Und dann ging es los – man schließt nicht einfach einen Kaufvertrag ab, geht zur Zulassungsstelle und fertig. In Chile ist der erste Unterschied, dass jedes Auto sein Nummernschild hat und zwar sein ganzes Autoleben lang. Der Besitzer wechselt – das Nummernschild bleibt. Das sollte es eigentlich einfacher machen, aber es geht ja weiter. Da wir das Auto über die Firma kaufen mussten, musste dort das nötige Geld eingehen. Die Überweisung dafür war längst getan, aber die Banken arbeiten auch hier in ihrem eigenen Tempo. Nach einer Woche war das Geld eingegangen und nach drei weiteren Tagen sogar in Peso umgerechnet und auf unserem Firmenkonto. Dann werden in Chile die meisten größeren Kaufverträge über ein Notariat abgewickelt – so auch der Autokauf. Entsprechend groß ist der Andrang beim Notar schon vor den Öffnungszeiten – wir hatten Glück und durch persönliche Kontakte des Verkäufers waren wir schnell an der Reihe. Dann mussten wir im Beisein einer Sekretärin den Vertrag unterschreiben und bezahlen (ganz klassisch mit einer Art Check). Da wir den Kaufpreis natürlich nochmal verhandelt hatten, mussten wir die Kosten für den Notar, plus 1,5% Steuern, zahlen – hätten wir den Verkaufspreis so akzeptiert, hätte der Verkäufer die Kosten getragen. Nach dem Kauf gab es dann vom Notar eine sogenannte Transferencia, einen vorübergehenden Fahrzeugbrief. Nun dauert es nochmal ca 30 Tage, bis wir den endgültige Fahrzeugschein per Post erhalten. Sollten wir in der Zwischenzeit den richtigen Fahrzeugbrief brauchen, müssen wir wieder zu einer anderen Stelle, wo wir uns eine Kopie davon ausstellen lassen können. Und zu guter Letzt: um in Santiago Auto fahren zu dürfen, muss man eine Art Plakette (TAG) besitzen, wobei es die auch als Tagespass gibt. Und da wir das ja brauchen, um aus der Stadt rauszukommen, mussten wir uns auch diesen noch im entsprechenden Büro besorgen.

Wir hatten also noch eine ziemliche Rennerei, zumal wir zusätzlich dazu das Auto nochmal einem technischen Check bei einer Nissan Werkstatt unterzogen haben, um sicherzugehen, dass wirklich alles in Ordnung ist – natürlich war es das nicht, der Kühler musste repariert werden.

Schlussendlich konnten wir unseren Pickup heute Nachmittag aus der Werkstatt holen und können ihn nun unser eigen nennen! Morgen werden wir Santiago verlassen, es geht gen Süden und das neue Zuhause rückt näher!

4 Gedanken zu „Autokauf auf chilenisch

  1. Servus Much du alter „Huaso“,
    finde ich „geil“ das du uns an deinem „neuen“ Leben teilnehmen lässt.
    Ich glaube bei uns eine Stiftung zu gründen ist einfacher als ein Autokauf in Chile wenn man das so liest. Aber Hindernisse sind bekanntlich dafür da, dass man sie überwindet und ihr habt ja sicherlich gewusst das so manches auf euch zukommt. Was macht euer spanisch ? Hab jetzt noch nicht alle Kommentare gelesen, werde ich aber noch machen. Nachdem du uns ja „förmlich“ eingeladen hast euch zu besuchen sollten man vielleicht den Januar 2019 in Betracht ziehen wenn du dann junge „50“ wirst.
    Bei uns hat es zwischenzeitlich so ausgehen wie auf dem Vulkan. Wie weit ist der weg von euch ?
    Wann bezieht ihr denn euer neues Zuhause wenn ihr jetzt noch in Santiago seit ?
    Viele liebe Grüße und weiterhin gutes gelingen !

  2. Ui jui jui,
    Da folgt ja ein Abenteuer dem anderen -und sei es „nur“ ein Autokauf
    Ich hoffe , dass es euch ein treuer Begleiter ist und euch immer gut an euer Ziel bringt ?

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