Noch ein paar chilenische Besonderheiten

Noch ein paar chilenische Besonderheiten

Es ist wieder soweit, wir haben wieder einige Dinge zusammen, die uns in unserem Alltag hier in Chile begegnen und die sich von dem Alltag in Deutschland unterscheiden. Aber es ist schon verrückt, wie schnell man sich an diese Dinge gewöhnt…wahrscheinlich werden wir uns bei dem anstehenden Heimatbesuch erst mal wieder umgewöhnen müssen.

1. Autobahngebühren: entgegen der Diskussion in Deutschland bezüglich der Maut und ähnlich wie in vielen anderen Ländern der Welt, zahlt man in Chile Autobahngebühren. Für die Nutzung der Autobahn im Umland von Santiago sind die meisten Autos mit einem Chip ausgestattet, über welche die Kosten abgerechnet werden. Außerhalb der Stadt gibt es teilweise riesige Zahlstellen mit bis zu 8 Spuren auf einer Fahrbahn, ähnlich wie man es aus amerikanischen Filmen kennt. Dort muss dann für die zurückgelegte Strecke bezahlt werden – auf einer Fahrt von Santiago in den Süden kommt da einiges zusammen. Gern stehen an den Zahlstellen auch Verkäufer, die alles im Angebot haben, was man während der Fahrt gebrauchen könnte – von Getränken über Snacks bis hin zu Ladegeräten oder neuen Scheibenwischern.

2. Artisten: hier im Süden des Landes sind, überwiegend im Sommer, nicht nur an den Zahlstellen die Leute darauf aus, Geld zu verdienen. Auch an den Ampeln ist mächtig was los. Um die Rotphasen zu überbrücken, stellen sich Kleinkünstler und Artisten auf die Straße und bieten den Autofahrern ein kleines Programm. Von Jongleuren über Akrobaten und Ballkünstler bis hin zu Feuerspuckern haben wir schon alles gesehen. Im Anschluss an ihre Performance gehen sie von Auto zu Auto und sammeln Münzen ein.

3. Fernsehen: dass hier das Fernsehen allgegenwärtig und ein fester Bestandteil des Lebens ist, haben wir ja schon berichtet. Aber es ist sogar so, dass auch in vielen Behörden und Büros, in Cafés und Restaurants sowieso, Fernseher hängen. Je nach Laune und Vorlieben der Mitarbeiter läuft dann dort unterschiedlichste Programm. So kann man dort Nachrichten schauen, Morgenprogramme oder ganze Telenovelas. Das hat natürlich den Vorteil, dass man sich damit die lange Wartezeit auf den Behörden angenehmer gestalten kann. Aber den Nachteil, dass auch der eine oder andere Mitarbeiter dieses Programm sehr spannend findet und das nicht unbedingt zu einer kürzeren Wartezeit für die Besucher beiträgt.

4. Feiertage: im Gegensatz zu Deutschland gibt es hier ganz andere Feiertage. Trotzdem Chile ein christliches Land ist, fallen hier viele christliche Feiertage aus. So wie heute beispielsweise Christi Himmelfahrt. Auch die Osterfeiertage waren nur auf den Sonntag und den Montag beschränkt. Der wohl wichtigste Feiertag hier ist der 18. September, der Nationalfeiertag. Dort wird dann eine ganze Woche gefeiert und nur eingeschränkt gearbeitet.

5. Kranktage: da wir ja auch Arbeitgeber sind, kommen wir ebenfalls mit den Gesetzmäßigkeiten in diesem Bereich in Kontakt. So richtig blicken wir da noch nicht überall durch, es gibt da jede Menge Unterschiede zu den deutschen Regelungen. Die Arbeitnehmer haben beispielsweise nur 15 Tage Urlaub im Jahr. Weiterhin zahlt der Arbeitgeber nur die Tage Lohn, an denen auch wirklich gearbeitet wird. Wenn der Arbeiter krank ist, muss er sofort eine Bescheinigung vom Arzt vorlegen, dann übernimmt an den Tagen die Versicherung. Der Arbeitgeber zieht hingegen die Kranktage bei der Lohnberechnung ab.

6. Zeitumstellung: neben den Feiertagen unterscheidet sich auch die Umstellung auf Sommer- bzw. Winterzeit von dem, wie wir es bisher gewohnt waren. Je nach Regierung wird die Zeit umgestellt – oder eben auch nicht. Bekanntgegeben wird dies, zusammen mit dem genauen Datum, immer erst im laufenden Jahr. Dieses Jahr wird nächsten Samstag, am 12. Mai, auf die Winterzeit gewechselt. Unserer Meinung nach wird das Zeit, denn in der Früh ist es bis dreiviertel 9 dunkel und wir kommen schwer in die Gänge. Unser Kleiner fragt fast jeden Morgen, warum wir mitten in der Nacht aufstehen müssen! Damit beträgt der Zeitunterschied nach Deutschland für die nächsten drei Monate sechs Stunden. Denn am 12. August wird bereits wieder auf die Sommerzeit umgestellt.

7. Almacen: Diesen Begriff findet man hier auf dem Land an einer Vielzahl von kleinen Läden, denn dieser Begriff bedeutet Tante Emma Laden. Die großen Supermärkte gibt es nur in den Städten, somit gibt es in fast jedem Ort ein solches Geschäft. Und dort gibt es alles, was man braucht. Wenn wir nur Kleinigkeiten brauchen, gehen wir gern in dem nächsten kleinen Ort und dort in den Tante Emma Laden. Die haben auch immer geöffnet, da sie meist im vorderen Teil des Wohnhauses sind. Und wenn Kunden kommen, wird schnell aufgesperrt.

8. Türklingeln: auch eine Besonderheit auf dem Land, denn neben mangelnden Briefkästen und Mülltonnen, gibt es auch keine Türklingeln. Wenn man irgendwo hinkommt und vor einem verschlossenen Tor steht, muss man entweder anrufen oder laut hupen oder sich sonst irgendwie bemerkbar machen. Wenn das Tor offen ist, kann man einfach aufs Grundstück fahren und dann beim Aussteigen den anstürmenden Hunden gut zureden. Denn Hunde hat hier jeder und die passen gut auf, wer sich da aufs Grundstück traut.

9. Toiletten: und auch dieses Thema betrifft wohl auch eher die Leute, die auf dem Land leben. Denn oftmals werden hier biologische Toiletten und Kläranlagen und oftmals alte Rohre verwendet, die nicht für Toilettenpapier geeignet sind. Daher darf dieses nicht in die Toilette geschmissen werden, sondern in nebenstehende Papierkörbe. Auch etwas, woran man sich erst mal gewöhnen muss, aber irgendwann wird auch das zur Routine.

10. Trinkgeld: da ich momentan täglich in einem Café bin, ist mir erst jetzt noch ein Unterschied bewusst geworden. Wenn man die Rechnung verlangt, wird immer gefragt, ob mit oder ohne Trinkgeld. Entsprechend bekommt man dann die Rechnung vorgelegt und es werden, im Fall des Trinkgeldes, fix zehn Prozent aufgeschlagen. Das hat den Vorteil, dass man selber nicht überlegen muss, was angemessen ist, sondern es ist gesetzlich so festgelegt.

Das war es erst mal wieder – wahrscheinlich fallen uns auch diesmal wieder in Zukunft noch mehr Sachen ein. Oder Euch auf, wenn es den ein oder anderen mal hierher verschlägt.

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